Mein erster und einziger Blog-Beitrag über Trump

Etwas paradoxerweise schreibe ich diesen Artikel nur als einen Appell, Trump nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist tatsächlich ein Dilemma: Das größte Problem an Trump ist, dass so viele Menschen ihm ihre Aufmerksamkeit schenken. Aber um ein Problem zu lösen, muss man leider erstmal darauf aufmerksam machen.

Amerikanische Politik (oder zumindest das, was davon öffentlich kommuniziert wird), ist im Jahre 2025 nichts anderes als Reality TV.

Mit jeder Reaktion, jedem Klick, jedem Meme, jedem Witz, jeder eilig in die Tasten gehauenen Meldung wird das System Trump gefüttert.

Für die Massenmedien ist Trump eine wandelnde Geldmaschine: Man muss nur seinen Namen draufklatschen, und sofort wollen alle wissen, was er diesmal von sich gegeben hat. Früher musste Trump sich dafür immerhin noch Bücher von Ghostwritern schreiben, Krawatten nähen, Immobilien bauen lassen und dann seinen Namen draufschreiben, um damit Geld zu verdienen. Heute zeigt sich: wirres Gerede mit seinem Namen drauf reicht auch. Egal was es ist, die Leute kaufen es: Gerede über Desinfektionsmittelinjektionen, über verspeiste Haustiere, über die Annexionen anderer Länder und so weiter und so fort. Es muss nur Trump draufstehen, und die Leute kaufen es. Und ich rede nicht (nur) von seinen Unterstützern. Hauptsächlich rede ich sogar von seinen Gegnern. Dass sich mit jeder Art Aufmerksamkeit richtig viel Geld umsetzen lässt (egal ob von Freund oder Feind), hat der ehemalige Reality TV Star durchschaut, und deshalb hat er in der letzten Dekade die politische Arena der USA zur größten Reality TV Show der Welt umgebaut.

Deshalb schreiben seine ehemaligen Mitarbeiter Bücher über ihn, deshalb werden Spielfilme und Dokus über ihn gedreht, deshalb werden jeden Tag neue Clickbait-Artikel veröffentlicht: Trump verkauft sich immer gut. Der Inhalt ist egal, nur der Name muss drauf stehen. Genau wie bei Trump Steaks, Trump Parfüms, Trump Hotels, Trump Casinos, Trump ETFs und so weiter und so fort. Es ist wie bei den berühmt-berüchtigten „Freakshows“ im 19. Jahrhundert: „Seht her, der längste Damenbart der Welt!“ – „Seht her, die siamesischen Drillinge!“ – „Seht her, der Schlangenmensch, der in einen Koffer passt!“ „Seht her, ein Mann, der mit seinen Muskeln Eisenketten sprengen kann!“

Und jetzt hat der Zirkus eben einen Clown gefunden, der Dünnpfiff durch den Mund absondert. Und alle wollen zuschauen. Alle wollen zuhören. Alle bezahlen Eintritt. Nicht mit Geld, aber mit ihrer Aufmerksamkeit. Und dann gibt es Menschen, die glauben Zirkusdirektor zu sein und mit diesem Clown Geld verdienen zu müssen.

Das ist eigentlich das Schlimmste: alle bleiben stehen und gaffen, wie bei einem Autounfall. Einem quälend langsamen, mittlerweile neun Jahre andauernden Autounfall. Ich würde dem, was dieser Clown von sich gibt, einfach keine Aufmerksamkeit mehr schenken. 95 % von dem, was er sagt, ist doch nur leeres Gerede. Es tut mir Leid um die Lebenszeit, die Menschen darauf verschwenden, sich damit auseinander zu setzen. Noch mehr Lebenszeit, noch mehr Aufmerksamkeit, die in das System Trump einfließt und ihm zugutekommt.

Und falls er eines Tages doch einen Krieg vom Zaun brechen sollte, wird es niemandem etwas gebracht haben, dass ich (wie Abermillionen von Menschen) tausende Stunden meiner Lebenszeit in die YouTube Videos, in die Reddit Posts, in die Boulevard-Zeitungsartikel investiert habe, die ihm meine Aufmerksamkeit zulenken. Und in unserer Gesellschaft, die vor allem anderen von Aufmerksamkeit zehrt, ist das beste was man machen kann, die schlimmsten Giftzwerge einfach links liegen zu lassen.

Wir leben in einer sogenannten Aufmerksamkeitsökonomie: Mit nichts auf der Welt wird mehr Geld verdient als mit der Aufmerksamkeit der Massen. Anders gesagt: Für die Mächtigen dieser Welt ist nichts an uns wertvoller als unsere Aufmerksamkeit. Also passt auf, wem ihr sie schenkt.