Große Vielfalt bei weihnachtlichem RTG-Konzert

Der folgende Bericht wurde ursprünglich im Dezember 2017 in der Zeitung Ruhr Nachrichten Schwerte veröffentlicht.

Wo soll man da anfangen? Am Montag, den 18. Dezember brachten die Musiklehrer und Schüler des Ruhrtalgymnasiums ein Konzert auf die Bühne, das mit seiner Vielseitigkeit erstaunte. Sei es das Schülerorchester, der Unterstufenchor, der Oberstufenchor, der Kammerchor, das Perkussions-Ensemble oder die Solisten … aber nicht nur das Programm war überbordend voll, auch die St. Viktor Kirche war mit über 400 Zuhörern bis auf den letzten Platz gefüllt.

Das Herz des Konzerts war das Vororchester unter der Leitung von Michael Blaschke, das unterschiedlichste weihnachtliche und nicht-weihnachtliche Stücke spielte. 44 Kinder machten im Orchester mit, von Gitarre über Keyboard und Schlagzeug bis hin zu Klarinette und Geige war alles dabei, um nur ein paar der vielen Instrumente zu nennen, die ihren Teil zum Orchesterklang beitrugen. Entsprechend schwer war es, den großen Haufen von Kindern rhythmisch zusammenzuhalten. Respekt an den Musiklehrer Michael Blaschke für diese Mammutaufgabe, die er mit seinem konsequenten Dirigat gut meisterte.

Bei den feinfühligen Liedern, die Clare Schubert und Judith Fabian sangen, wirkte die Orchesterbegleitung hin und wieder etwas zu rau und zu stark, konnte die Sängerinnen aber trotzdem gut unterstützen.

Besonderes Highlight: Das Stück „Watermark“, das durch ein souveränes Klarinettensolo, eine starke Performance am Marimbaphon und die lautmalerischen Effekte für Gänsehautfeeling sorgte.

Neben musikalischen Fähigkeiten bewiesen die Trommelköppe auch schauspielerisches Talent, indem sie  ein Weihnachtsmedley und eine Neukompostion von Blaschke mit schauspielerischen Einlagen performten.

Musiklehrer Uwe Schiemann stellte gleich drei Chöre unter seiner Leitung vor.

„Soundexpress“, ein Chor aus Schülern der fünften bis siebten Klasse, sang Texte wie „Nussknacker“ von Eduard Mörike in einer von Schiemann komponierten Fassung. Hierbei zeigte „Soundexpress“ eine hohe Disziplin und einen präzisen Sound, der bei so jungen Schülern erstaunt.

Der Kammerchor, bestehend aus einigen ausgesuchten Oberstufenschülern, intonierte mit Clare Schubert als Solistin „Oh holy night“.

Auch der große Chor aus etwa 40 älteren und auch ehemaligen Schülern überzeugte mit mehreren Stücken, die, einer Zeitreise gleich, mit dem barocken Kanon „Ich will den Herrn loben“ von Telemann begann, und nach mehreren Liedern mit dem Stück „In dulci jubilo“ des zeitgenössischen Komponisten Karl Jenkins endeten.

Zum Abschluss des musikalischen Abends sangen und spielten die circa 100 beteiligten Schüler  gemeinsam „Wonderful things“, etwas durcheinander vielleicht, aber mit großem Spaß.

Aber damit war das Konzert noch nicht beendet. Von den Schülern unterstützt und von Uwe Schiemann an der Orgel begleitet sang das gesamte Publikum „ O du fröhliche“. Ein schöner Abschluss mit echter Weihnachtsstimmung.

Domkonzert im Sankt Viktor

Der folgende Bericht wurde im September 2017 in leicht veränderter Form in der Zeitung Ruhr Nachrichten Schwerte abgedruckt.

Mit seinem Dom-Konzert am Samstag, den 23. September, würdigte das Ruhrstadt-Orchester gleich zwei Ereignisse: Das 25-jährige Jubiläum seines Bestehens, und das Lutherjahr. Ein passender Anlass, um eine Aufführung der besonderen Art zu wagen, eine Mischung aus Konzert, Vorlesung und Schauspiel, aus Musik, Literatur und Theater.

Im Vordergrund stand dabei das Duo „LesDeux“, bestehend aus der Gitarristin Sabine Thielmann und dem Schauspieler Kai Bettermann. Mit ihrem Programm „Martin-ein Lutherleben“ hatten sie bereits zahlreiche Auftritte in Deutschland und in der Schweiz absolviert, aber das Programm mit großem Orchester aufzuführen, war für die beiden ein völlig neues Experiment und in dieser Form ein Debüt.

Die beiden erzählten dem Publikum auf unterhaltsame Weise aus dem Leben des Reformators, er in einer Verkleidung als Martin Luther, sie als seine Gemahlin, Katharina von Bora. Wortreich wurden hierbei die wichtigen Stationen in Luthers Leben beschrieben, von Kapiteln wie „Der Student“ über „Pilgerfahrt nach Rom“ oder „Die Bibelübersetzung“ bis hin zum Epilog. Durch die geistreichen Wortwechsel, begleitet von Thielmanns Gitarrenklängen, entstand eine spannende Verbindung von Wort und Musik. Mal wurde das Geschehen als bissiger Dialog zwischen den beiden Eheleuten inszeniert, mal schlüpfte Bettermann auch in andere Rollen, wie die des Ablasshändlers Tetzel, und richtete von der Kanzel aus historische Worte an die knapp 300 Zuschauer, oder er persiflierte als eine Art Nachrichtensprecher heutige Nachrichtensendungen, wenn er von Ereignissen in Luthers Leben berichtete. Als es um das Studentenleben Luthers ging, stimmten die beiden „Gaudeamus igitur“ an.

Der teils musikalische, teils schauspielerische Vortrag der beiden war zudem von literarischen Anspielungen durchmischt: Um die Erlebnisse und die Gedanken von Luther zu beschreiben, wurden Zitate bekannter Bücher benutzt: Für Luthers Begegnung mit dem Teufel wurde Goethes „Faust“ zitiert, an anderer Stelle „Der eingebildete Kranke“ von Moliére.

Aber nicht nur das Duo machte kreative Referenzen: Das Schauspiel wurde vom Ruhrstadt-Orchester musikalisch unterstützt, wobei die Auswahl der Stücke genau auf den Vortrag abgestimmt war, stellenweise sehr grimmig und ernst, wenn Luther etwa die Worte verkündet hatte „Ich will Mönch werden!“, an anderen Stellen heiter, aber immer  ausdrucksstark, trotz der relativ kleinen Besetzung des Orchesters.

Das musikalische Programm war entsprechend vielseitig, so versinnbildlichte Glucks „Tanz der Furien“ den Auftritt des Teufels, oder das Palladio von Jenkins das Unwetter, in dem Luther damals fast umgekommen wäre und das ihn dazu bewog, Mönch zu werden. Ein weiteres Mal stellte das Ruhrstadt-Orchester unter dem Dirigat von Claus Eickhoff seine Vielseitigkeit unter Beweis. Die Kantate von Johann Sebastian Bach „Widerstehe doch der Sünde“, gesungen vom Countertenor Johann-Ardin Lilienthal, symbolisierte den Kampf gegen den Ablasshandel, und das Cembalokonzert, das die Kantorin Clara Ernst spielte, versinnbildlichte Luthers Liebe zur Musik.

Der Chor der Kantorei beeindruckte unter anderem durch seine Interpretation des Chorals „Herz und Mund und Tat und Leben“.

Die Darbietung wurde vom Publikum begeistert aufgenommen: Nach dem Ende gab es stehende Ovationen, dreimal mussten Thielmann und Bettermann vor das Publikum treten und sich verbeugen. Es war ein Konzert der besonderen Art und ein gelungenes Experiment, sehr vielseitig und stimmig zusammengestellt, eine künstlerische Collage von Luthers Leben, von Choral bis Solokantate, von Gitarrensuiten bis zu Cembalokonzerten, von Mittelalter bis Neuzeit, von Musik bis Schauspiel.

Info

Die nächsten Konzerte des Ruhrstadt-Orchesters:

Mittwoch, 1. November (Allerheiligen) Bürgersaal Schwerte, „Innigkeit und Zuversicht“, von Bach bis Mahler

Sonntag, 10. Dezember, 17 Uhr, Rohrmeisterei, Weihnachtskonzert „Festliches Barock“

Sonntag, 14. Januar 2018, 17 Uhr, Rohrmeisterei, Neujahrskonzert „Mozart, Beethoven“

Weitere Infos zu „LesDeux“: www.lesdeux-kleinkunst.blogspot.de

Tristan Thietz